Neuer Schwung für den alten Friedhof

Badische Zeitung vom 07/11/2009

OFFENBURG. Er ist in Stein gehauene Stadtgeschichte, grüne Oase der Ruhe mitten in der Oststadt und ein Park mit seltenen Bäumen: Der alte Friedhof von 1871 gehört zu denganz besonderen Orten Offenburgs. Ihn zu pflegen, ins Bewusstsein der Bürger zu bringen und für nachfolgende Generationen zu erhalten hat sich der „Förderkreis Historischer Waldbachfriedhof Offenburg“ auf die Fahne geschrieben. Am Donnerstag wurde der Verein gegründet. Vorsitzende ist Cornelia Kalt-Jopen.

Es war der Sturm Lothar, der 1999 auch auf dem alten Friedhof Schaden anrichtete – und damit zugleich engagierte Offenburger zusammenführte, die sich schon immer in irgendeiner Weise mit dem 4,35 Hektar großen Areal östlich der Moltkestraße befasst haben. In dieser Woche nun hoben 25 Gründungsmitglieder einen Förderkreis aus der Taufe, der sich der Erhaltung des Waldbachfriedhofs und seiner vielen Denkmäler verschrieben hat. Geleitet wird der jüngste Offenburger Verein von Cornelia Kalt-Jopen, die seit zehn Jahren Führungen über den alten Friedhof macht und sagt: „Er bedeutet viel für die Offenburger Geschichte.“ Zahlreiche wichtige Persönlichkeiten der Stadtgeschichte haben dort ihre letzte Ruhe gefunden. Es gibt den jüdischen Friedhof, Gedenkstätten für die Gefallenen der Weltkriege und Mahnmale für die Opfer der Gewaltherrschaft. Noch immer lerne sie über Offenburger Personen, Familienvernetzungen und Stadtgeschichte hinzu, so Cornelia Kalt-Jopen, die sich gut vorstellen kann, auch spezielle Jugendführungen zu erarbeiten. Sie sagt: „Es liegen hier Menschen, vor denen man einen Riesenrespekt haben muss – Adolf Geck zum Beispiel oder Franz-Ludwig Mersy.“
Die neue Vorsitzende freut sich, dass sie ein Vorstandsteam um sich weiß, das völlig verschiedene Aspekte abdeckt. Kalt-Jopens Stellvertreter ist mit Heinrich Maier ein Mann, der als langjähriger städtischer Denkmalschützer bereits oft mit dem alten Friedhof zu tun hatte: „Es gibt hier 150 Einzeldenkmale“, sagt Meyer, der weiß, wie aufwändig deren Pflege sein kann. Weil die Mittel der Stadt begrenzt sind, will der Förderkreis verstärkt für Grab-Patenschaften werben, wie es sie in vielen Städten bereits gibt. Insgesamt gibt es laut Meyer zwischen 500 und 550 erhaltenswerte Gräber auf dem Areal. Und auch Bestattungen sollen künftig weiter möglich sein: „Ein toter Friedhof brächte nur noch Unterhaltungskosten“, so Meyer. So soll das Areal als Mischung aus Friedhof und Park in die Zukunft geführt werden: „Ziel ist es, den gesamten Friedhof zu beleben“.

Seit langem verbunden sind auch Offenburger Gärtnermeister dem alten Friedhof. Für Hans-Martin Einstein etwa zählt nicht nur die „Grabsteinausstellung“ zum Gesamtbild, sondern auch die Bepflanzung. Und für seinen Kollegen Thomas Bauknecht ist er „einer der schönsten Parks, die wir in Offenburg haben.“ Bauknecht hat sich bekanntlich mit Erfolg für die Schaffung eines Arboretums eingesetzt, das mit mindestens fünf Bäumen jährlich ergänzt werden soll – auch als Ersatz für den überalterten Bestand.

Mit Stefanie Glatt zählt eine Steinmetzin zum Vorstandsteam und mit Karl Schlessmann ein passionierter Fotograf („Ich bin hier der Knipser“), der auch schon umfangreiche Dokumentationen über das Areal erarbeitet hat. Auch Lothar Fischer (Schriftführer) und der Ortenberger Banker Hermann Bürkle (Kassierer) sind sich einig: „Es ist gut für Offenburg, wenn der Friedhof wieder in den Vordergrund rückt.“

Infos/Mitgliedschaft: Der Förderkreis hofft auf viele Mitglieder. Broschüren mit Beitrittsformularen liegen in den nächsten Tagen in den Bürgerbüros, dem Museum sowie bei Blumen Bauknecht und Blumen Einstein aus.

 

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