Der Waldbachfriedhof ist ein Kleinod unserer Stadt. Wer einen Spaziergang unter den mächtigen Bäumen unternimmt, begibt sich auf eine historische Zeitreise in die Offenburger Stadtgeschichte. Die Gräber erinnern an Persönlichkeiten, welche in den vergangenen hundert Jahren die Geschicke der Stadt mitgeprägt haben, ob sie nun Bürgermeister, Handelsmann, Künstler, Eisenbahnbeamte, Handwerker oder einfach ”kleine Leute” waren.
Der Offenburger Waldbachfriedhof wurde am 1. November 1871 von Pfarrer Pelissier eingesegnet. Er ersetzte den bisherigen Stadtfriedhof, der sich zwischen 1832 und 1897 auf dem Areal zwischen der Wilhelmstraße und der Dreifaltigkeitskirche befand. Der Waldbachfriedhof umfasst heute eine Größe von 4,35 Hektar. Der alte Baumbestand trägt zum Parkcharakter des Waldbachfriedhofs bei und lädt zum stillen Verweilen ein.
Aufgrund seiner besonderen stadt- und kunsthistorischen Bedeutung stellte das Landesdenkmalamt 2003 den Waldbachfriedhof in seiner Gesamtheit unter Denkmalschutz. Dazu gehören die von der Witwe des Kaufmanns Valentin Nerlinger gestiftete Friedhofskapelle, die von dem Architekten Theodor Armbruster 1876 erbaut und 2002 renoviert wurde, das 1888 von den Geschwistern Harter gestiftete steinerne Friedhofskreuz sowie die gusseisernen Brunnen. Etwa 90 Grabsteine sind aufgrund bau- und stadthistorischer Gründe denkmalwürdig. Offenburger Künstler, Steinmetze und Bildhauer haben ihre Spuren hinterlassen. Zum denkmalgeschützten Ensemble gehört außerdem der Ehrenfriedhof mit den Gefallenengräber des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Der 1945 angelegte Alliierten-Friedhof besteht aus einer Gedächtnisstätte und 45 Gräbern von “Opfern der Gewaltherrschaft 1933-45”. Sie erinnert an die von den Nationalsozialisten ermordeten Häftlinge, darunter 41 überwiegend jüdische KZ-Häftlinge, die im April 1945 in der ehemaligen Artilleriekaserne (später La Horie) bestialisch ermordet wurden. Ein Gedenkstein weist auf 114 ehemalige osteuropäische Zwangsarbeiter hin. Sie wurden im Mai 1945 bei der Detonation einer Zeitmine in der ehemaligen Ihlenfeldkaserne getötet. Zwei Gedenksteine erinnern an die 1940 nach Gurs deportierten und später getöteten Offenburger Juden bzw. an alle Opfer des Krieges 1939-45.
In der Nähe der Einsegnungshalle befinden sich erhaltenswerte Schwesterngräber.
Eine Besonderheit stellt der Friedhof der ehemaligen israelitischen Gemeinde Offenburgs dar, der seit 1870 existiert und inzwischen inmitten des christlichen Teils des Waldbachfriedhofs liegt. Er wurde mit dem allgemeinen Friedhof in den Jahren 1912 und 1925 erweitert. Die über 300 Gräber wurden teilweise restauriert und sind inzwischen inventarisiert.