Parkpflegewerk

 

Positionspapier des Förderkreises Historischer Waldbachfriedhof e. V. zur weiteren Entwicklung des Friedhofs

 

Das nachfolgende Positionspapier wurde Ende Januar sowohl dem Technischen Ausschuss der Stadt Offenburg als auch der Verwaltungsspitze zugeleitet. Über den Fortgang der Diskussion wurde auf der Mitgliederversammlung des Vereins am 22.03.2023 informiert werden.  Gehen Sie unter „Verein“ auf den Reiter „Mitgliederversammlung 2023“, dort finden Sie die weiteren Informationen.

 

Einleitung

Seit 2009 hat der Förderkreis Historischer Waldbachfriedhof im Zusammenwirken mit den Technischen Betrieben Offenburg und im Konsens mit der Stadt den Historischen Waldbachfriedhof in seinem Erscheinungsbild entscheidend bewahrt und verbessert. Der Waldbachfriedhof war 2009 in einem teilweise erheblich verbesserungsbedürftigen Zustand und wird heute allseits als eine gut gepflegte, grüne Oase in der Oststadt wahrgenommen. Daran hat der Förderkreis nach Auffassung aller Beteiligten einen wichtigen Anteil. An maßgeblicher Stelle sind im Förderkreis Fachleute (z.B. Gärtnermeister, Denkmalpfleger, Historiker) tätig, die die ehrenamtliche Arbeit tatkräftig unterstützen. 

Selbstverständlich gibt es für die Zukunft Entwicklungs-und Verbesserungsbedarf, eine grundsätzliche Neuordnung des Waldbachfriedhofs ist aber weder erforderlich noch wünschenswert. Die Stadt hat dennoch im Jahr 2020 die Erarbeitung eines Parkpflegekonzepts durch die Beauftragung eines externen Büros in Gang gesetzt. Nachdem der Förderkreis davon Kenntnis erhielt, wurde uns eine Beteiligung an der Erarbeitung dieses Konzepts zugesagt. Das ist leider nicht geschehen. 

Uns wurden lediglich der Vorentwurf des Gutachtens (19.05.2021)  und die ersten Ergebnisse der nachfolgenden Planungen (29.11 2022) präsentiert. Schon bei der Vorstellung des Gutachtens im Mai 2021 haben wir Einwände gegen die behaupteten Baumreihen vorgebracht. Daraufhin wurde uns zeitnah ein Gespräch vor Ort mit der Planerin zugesagt, bei dem sie uns ihre Theorie erläutern und begründen wollte. Dieser Termin fand nicht statt. 

Nach weiteren vergeblichen Bemühungen um ein Gespräch, hat der Förderkreis schließlich eine schriftliche Stellungnahme zum Thema „Baumreihen“ abgegeben (23.02.2022) und außerdem nochmals um Informationen zum gesamten Entwicklungskonzept gebeten. Ohne Reaktion. 

In der Endfassung des Gutachtens wurden unsere Einwände nicht berücksichtigt und an den nachfolgenden Planungen wurden wir nicht beteiligt. Das bedauern wir sehr. Im Vordergrund sollte nun aber nicht der bisherige Verfahrensablauf stehen, sondern die Inhalte des Entwicklungskonzepts, denn es geht um die Zukunft des Waldbachfriedhofs.

Es steht leider zu befürchten, dass mit den vorliegenden Planungen für ein Parkpflegekonzept eine grundsätzliche Entwicklung eingeleitet wird, die einerseits sehr aufwändig sein wird und andererseits die tatsächliche Entwicklung in den letzten Jahrzehnten nicht ausreichend berücksichtigt.  

Deshalb wollen wir mit diesem Positionspapier gegenüber der Stadt und dem Gemeinderat unsere grundsätzliche Haltung verdeutlichen und bitten darum, dass dies bei der weiteren Beratung und Beschlussfassung berücksichtigt wird. 

Zur Geschichte des Waldbachfriedhofs

Wie viele Friedhöfe des 18. u. 19. Jahrhunderts wurde auch der Waldbachfriedhof von 1871 auf der Grundlage der hygienischen und wirtschaftlichen Prämissen, die an Friedhöfe dieser Zeit gestellt wurden, in einer geometrischen Grundstruktur mit weitgehend ebenen Flächen konzipiert und durch ein orthogonal rasterförmiges Wegenetz erschlossen. Bis dato hatten wir aus der frühen Zeit nur einfache Lagepläne, in denen Aufteilung und Gestaltungsdetails nicht zu erkennen waren. 

Der nun aufgetauchte große detaillierte „Friedhofsplan der Stadt Offenburg“, den unser Beiratsmitglied Dr. Gall jüngst gefunden hat, macht deutlich, wie der Friedhof um 1900 aussah:  

In diesem, um die Jahrhundertwende entstandenen Plan der ersten Entwicklungs- und Erweiterungsphase, ist eine Belegung der Grabfelder mit Einzel- und Familiengräbern dargestellt. Der Friedhof ist nach Süden und Westen mit einer Hecke eingefasst. Den nördlichen Abschluss des Urfriedhofs von 1870 bildet eine Fichtenhecke mit eng gestellten Bäumen.  

Zu sehen ist eine schlichte Anlage ohne besondere gärtnerische Gestaltungsmerkmale. Lediglich der Vorplatz der Friedhofskapelle war von einem Pflanzbeet mit Bäumen oder Sträuchern eingefasst. Darüber hinaus ist keine geplante Bepflanzung erkennbar. 

Der Plan zeigt deutlich, dass die Grabfelder keine Einfassungen mit geschlossenen Baumreihen oder Hecken hatten. Im Innern der Grabfelder sind einzelne Bäume zu sehen, die wohl aus den ersten aufgelassenen Gräbern stammen. 

Wie das Luftbild von 1908 zeigt, kamen in den Folgejahren noch viele Bäume dazu, so dass bereits ab dieser Zeit der Eindruck eines Waldfriedhofs entstand. 

Bis 1960 diente der Friedhof als einziger Bestattungsort für die Stadt Offenburg. Danach verlagerte sich der Großteil der Bestattungen auf den neuen Weingartenfriedhof. In der Folge dünnten die Gräberreihen aus. Sekundärwege verschwanden und Grünflächen entstanden, in denen immer mehr Bäume wuchsen. 1980 beschloss der Gemeinderat, den Friedhof aufzugeben und in einen Park umzuwandeln. Ab 1990 wurden Erdbestattungen nur noch in Ausnahmefällen erlaubt. 

Zur Gegenwart des Waldbachfriedhofs

Aber gerade diese Entwicklung machte den Friedhof zu dem, was er heute ist, ein hauptsächlich von der Natur gestalteter parkartiger Bestattungsort, ein Denkmal der Offenburger Stadtgeschichte, der Sepulkral- und Friedhofskultur. Er ist jedoch kein Denkmal der Landschaftsarchitektur, der Gartenkunst oder ein gartenhistorisches Denkmal mit besonderen Gestaltungsmerkmalen. 

Erst die zwischenzeitliche Aufgabe als Friedhof führte zu der Erkenntnis, dass er als ganzheitliches Denkmal und auch in seiner Funktion als Friedhof für die Stadt Offenburg erhalten bleiben muss. Dafür haben sich Gründungsmitglieder des Förderkreises, das Stadtarchiv und die städtische Denkmalpflege bereits in den neunziger Jahren intensiv eingesetzt. 

2002 wurde der Friedhof als Sachgesamtheit gem. § 2 Denkmalschutzgesetz in die Liste der Denkmalobjekte eingetragen. Von einem Denkmal der Gartenkunst ist bei dieser Eintragung jedoch nicht die Rede. Unter Schutz stehen, neben den aufgeführten Einzelobjekten, demnach nur die historische Wegführung mit altem Baum- und Heckenbestand sowie die Heckeneinfriedigung.

Was sollte zukünftig geschehen?

1 Wir plädieren insbesondere dafür, den alten Baumbestand des Friedhofs zu erhalten und nicht neuen, aufwändigen Gestaltungsideen zu opfern.

2 Ein Parkpflegewerk im Sinne eines Entwicklungskonzeptes ist nur sinnvoll, wenn es zielgerichtet zur Erhaltung und weiteren Verbesserung des Parkcharakters des Friedhofs beiträgt.

3 Wir können nicht mit Planungen konform gehen, die Eingriffe in den alten Baumbestand voraussetzen.

4 Wir halten – wie in Feld 1 vorgeschlagen – eine Rückführung einzelner Grabfelder in einen Zustand, dicht belegt mit Gräbern, umgeben von neuen Baumreihen, für nicht vertretbar, zumal diese Baumreihen historisch nicht nachweisbar sind. Eine Massierung von neuen Gräbern in unmittelbarer Umgebung zu den wertvollsten historischen Grabmalen wäre auch aus denkmalpflegerischer Sicht bedenklich.

5 Wir wollen den heutigen Charakter des Friedhofs, der durch eine lockere Belegung der einzelnen Felder geprägt ist, bewahren. Der Friedhof soll – und das war bisher Einvernehmen mit der Friedhofsverwaltung – als Bestattungsort auch weiterhin ausdrücklich nur extensiv genutzt werden. Die Innenbereiche der Grabfelder sollen langfristig von Gräbern freigehalten werden. Das Gleichgewicht von Park- und Bestattungsort soll gewahrt bleiben. Darum macht es u.E. keinen Sinn, zugewachsene Sekundärwege vom Rasenbewuchs zu befreien und wiederherzustellen. Das würde einen großen Aufwand bedeuten und erhebliche Mittel für Pflegemaßnahmen erfordern, die kaum zu leisten sind. Der gewachsene Parkcharakter mit seinen Freiflächen ginge verloren, und nach einiger Zeit würden diese Wege, wie seit Jahrzehnten geschehen, wieder zuwachsen und verschwinden.

6 Wir sind der Meinung, dass der Friedhof als ein Ganzes betrachtet werden muss und nicht in Park- und Bestattungsbereiche unterteilt werden kann. Solche Trennungen würden das Gesamtbild des Friedhofs nachteilig beeinflussen und zukünftige Nutzungsmöglichkeiten im östlichen Teil einschränken.

Wichtig sind uns weiterhin folgende Punkte:

7 Wegenetz – Ersatz der Asphaltbeläge durch strapazierfähige wassergebundene Decken

8 Zufahrt für Servicefahrzeuge über eine verbreiterte Brücke von der Zellerstraße

9 Gärtnerische Gestaltung der den Kapellenvorplatz umgebenden Grünflächen

10 Gestaltung der östlichen Betriebszufahrt mit Abfallplatz und Wasserstelle

11 Gestaltung der großen Freiflächen im östlichen Friedhofsbereich (Feld 19)

12 Aussage zu den besonderen Grabanlagen in Feld 9 (besondere Anordnung von jeweils vier Gräbern mit Grabsteinen Rücken an Rücken, teilweise noch vorhanden)

13 Restaurierung Gefallenenfriedhof 2. Weltkrieg

14 Aussage zur langfristigen Gestaltung der Urnengrabanlage in Feld 20 (Urnenkaufgräber an der Brachfeldstraße)

Wir bitten darum, dass diese unsere Vorschläge in einer Zukunftskonzeption des Waldbachfriedhofs berücksichtigt werden. 

Jetzt gilt es zu entscheiden, ob der bestehende gewachsene Charakter des Waldbachfriedhofs gewahrt und weiterentwickelt werden soll, oder ob man sein Erscheinungsbild über ein (auch finanziell aufwändiges) Parkpflegewerk nachhaltig verändern will. 

Selbstverständlich sind wir zu vertiefenden Gesprächen mit allen Beteiligten bereit. 

 

Für den Vorstand des Förderkreises Historischer Waldbachfriedhof e.V.

Cornelia Kalt-Jopen, Heinrich Meyer, Hans-Martin Einstein, Thomas Bauknecht

 

Beratung im Technischen Ausschuss am 08.02.2023

Im Ergebnis machten sich die Fraktionen in der Sitzung des Technischen Ausschusses am 8.2.2023 die entscheidenden Positionen des Förderkreises zu eigen.

Dies mündete in einen einstimmigen Beschluss des Technischen Ausschusses, der wie folgt lautet:

1 Der alte Baumbestand des Friedhofs ist zu erhalten und nicht neuen, aufwändigen Gestaltungsideen zu opfern.

2 Im Parkpflegewerk ist die weitere Entwicklung im Sinne der Erhaltung und Verbesserung des Parkcharakters festzuschreiben.

3 Von den vorgeschlagenen Veränderungen in Grabfeld 1 mit einer Rekonstruktion der alten Wege und Einfassung mit Baumreihen soll abgesehen werden.

4 Der heutige Charakter des Friedhofes, der durch eine lockere Belegung der einzelnen Felder an den bestehenden Wegen geprägt ist, soll erhalten bleiben. Die Innenbereiche der Grabfelder sollen freigehalten werden.

5 Der Friedhof soll als Gesamtheit betrachtet und nicht in Park- und Bestattungsbereich unterteilt werden. Das Gleichgewicht als Park- und Bestattungsort soll gewahrt bleiben.

Damit wurde vom Technischen Ausschuss eine wesentliche Grundlage für die weitere Arbeit am Parkpflegewerk geschaffen.