Wolfgang Gall, Leiter von Museum und Stadtarchiv im Ritterhaus, sprach auf Einladung des Förderkreises Waldbachfriedhof
Badische Zeitung am 07.03.2015
OFFENBURG. „Spuren der beiden Weltkriege auf dem Waldbachfriedhof“ ist Wolfgang Gall, Leiter des Ritterhaus-Museums, auf Einladung des Förderkreises Historischer Waldbachfriedhof im Rahmen der Mitgliederversammlung nachgegangen. Die fand am am vergangenen Dienstagabend statt.
Die Vorsitzende des Förderkreises, Cornelia Kalt-Jopen, freute sich, an diesem Abend so viele Mitglieder in den dicht besetzten Reihen im Saal des Museums im Ritterhaus begrüßen zu können. Der Förderkreis hat es sich zum Ziel gesetzt, den Waldbachfriedhof als ein Kulturdenkmal und als Lebensraum für Flora und Fauna zu erhalten. So konnten auch im vergangenen Jahr wieder zahlreiche Projekte realisiert werden, wie die Errichtung einer neuen Brunnenanlage am Osttor, die mit Eiben umpflanzt wurde, neue Bronzetafeln an den Eingängen im Westen und Osten des Friedhofs mit der Schrift „Waldfriedhof 1871“.
Außerdem einige Restaurierungen: ein Grabkreuz aus der Werkstatt Valentin von 1948, der Bildstock „Adolf Meier“, dem die ursprüngliche Glasmalerei fehlte, und auch die alten Schilder mit der Friedhofsordnung. Größtes Projekt für 2015 ist die Neubestuhlung der Friedhofskapelle, die dank einer großzügigen Spende des ehemaligen Bürgermeisters Christoph Jopen möglich ist. „Mein Mann ließ sämtliche Zuwendungen zu seinem Abschied dem Förderkreis zukommen“, freut sich Kalt-Jopen. Für rund 10 000 Euro wurde das Gefallenendenkmal, das an die Toten des Ersten Weltkriegs erinnert unter der Organisation des Förderkreises restauriert. Die Finanzierung lag hier bei der Stadt.
Zehn Billionen Reichsmark wurden in diesem Jahr an den Künstler gezahlt, wegen Verzögerungen waren innerhalb weniger Tage weitere fünf Billionen Reichsmark an Nachzahlungen fällig.
Über 130 Grabmäler umfasst dieser Ehrenfriedhof, neben Offenburger Gefallenen ruhen dort auch viele Soldaten aus anderen Teilen Deutschlands, die in Offenburg stationiert waren. „Hinter jedem Stein steht eine Geschichte“, erklärte Gall und präzisierte dies exemplarisch anhand der Familie Männle: Mathias Männle erlag 1917 einer Schussverletzung im Osten, der Sohn holte 1941 den Leichnam nach Offenburg. Er fiel drei Jahre später an der Ostfront, 1945 dann der Bruder. Auch die Mutter und Witwe wurde 1966 auf dem Friedhof begraben. Kurz nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs hatte die örtliche NSDAP bereits Pläne für einen weiteren Ehrenfriedhof. Dieser wurde aber erst nach Ende des Krieges eingeweiht. Neben Soldaten liegen hier nachweislich auch SS-Männer, darunter vermutlich auch Mitarbeiter des KZ Oranienburg, erläuterte Wolfgang Gall: Die ganze Tragik des Zweiten Weltkriegs wird anhand der Massengräber auf dem Alliierten Ehrenfriedhof anschaulich. In sechs Massengräbern liegen Tote aus den Konzentrationslagern Flossenburg, Buchenwald und Oranienburg, die Opfer einer Zeitbombe wurden, die die Nazis für die französischen Besatzer im heutigen Ihlenfeld zurückließen.
Russische, polnische und Zwangsarbeiter anderer Nationen starben bei den schweren Bombardierungen oder beim Entschärfen von Bomben beim Bahnhof. Die Gräberlisten weisen unter anderem auch 23 französische Kinder auf, deren Schicksal bis heute unbekannt ist, sowie Zwangsarbeiterfrauen und ihre Kinder. Mahnmale mit hebräischer und kyrillischer Inschrift und Gedenktafeln für die Opfer des Massakers auf La Horie erinnern an insgesamt rund 360 Menschen, die in dieser Zeit unfreiwillig nach Offenburg kamen und hier ihr Leben ließen. Die Schicksale vieler dieser Menschen liegen bis heute im Dunkeln, so Gall. Er kündigte an, weiter zu forschen.